Die Geschichte der Eisenbahn durch Westheim

Vorwort:

Zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es im Sauerland eine große Anzahl von Erzgruben, so z.B. um Brilon die Gruben in Messinghausen, Rösenbeck, Bredelar, Giershagen und Padberg. Durch hohe Transportkosten waren die kleinen Betriebe gegenüber den Großbetrieben im Rheinland nicht konkurrenzfähig.

Durch den Bau der Oberen Ruhrtalbahn sollte auch dieses Problem verringert werden. Nachdem die älteren Verkehrswege (es gab hier schon welche aus der Römerzeit) sehr unwegsam waren und für große Lasttransport ungeeignet waren, wurden mit der Ruhrtalstraße 1835 und der Möhnetalstraße zwischen Rüthen und Brilon 1842 die ersten besseren Verkehrswege in Form von festen Straßen erbaut, gefolgt von der Verbindung Brilon - Korbach (1847-1850), der Almestraße (1855) und der Ruhr-Hoppecke-Stra0e (1859). Der Straßenbau brachte viele Arbeitsplätze.

Planung:

1. Vorstellungen zum Bau einer Bahnstrecke durch das obere Ruhrtal gab es schon im Jahr 1849.Nach langwierigen Streitigkeiten um die Finanzierung und Streckenführung (die Bahn sollte z.B. zuerst direkt über Brilon und nicht über Brilon Wald führen), erhielt die Bergisch-Märkische Eisenbahn am 1. Oktober 1866 die Konzession zum Bau der Oberen Ruhrtalbahn. Durch politische Gegebenheiten hatten sich auch politische Probleme erledigt (Kassel wurde 1866 preußisch und mit dem Erwerb der Hessischen Nordbahn stand einem Anschluss bei Warburg nichts mehr im Weg).

Streckenbau:

Beim Bau der Bahn wurde durchgehend zweigleisig geplant, obwohl zuerst nur eingleisig ausgeführt. Zwischen 1870 und 1900 wurde die gesamte Strecke auf zweigleisigen Betrieb aufgerüstet. Die Bauarbeiten fanden nicht wie heute üblich mit Bagger und LKW sondern mit Schaufel und Spaten, und Pferdegezogenen Feldbahnen statt.
Am 01.06.1873 stand die gesamte Strecke von Schwerte bis Warburg dem Durchgangsverkehr zur Verfügung. Mit der Eisenbahn kam das traditionelle Fuhrmannsgeschäft allmählich zum Erliegen. Die Orte an der Bahnstrecke konnten sich in den folgenden Jahren prächtig entwickeln, nicht zuletzt weil die Bahn viele Arbeitsplätze schuf.
Der Bau der 180 km langen Strecke zwischen Schwerte und Warburg vollzog sich in folgenden Schritten (Eröffnungsdaten) :

Schwerte-Arnsberg
43,20 km
01.06.1870
Arnsberg-Meschede
19,79 km
18.12.1871
Meschede-Nuttlar
10,48 km
01.07.1872
Nuttlar-Warburg
65,88 km
06.01.1873

 

 

Geplant aber nicht verwirklicht:

Als wichtiger Plan ist noch der Bau einer Bahnstrecke von Bad Wildungen über Korbach nach Marsberg bzw. Bredelar zu erwähnen. Auf ein Schreiben des Landeshauptmanns der Provinz Westfalen, Dr. Hammerschmidt, an den Minister der öffentlichen Arbeiten in Berlin im Jahre 1905 schickte dieser eine Kommission nach Marsberg. Diese beging die möglichen Strecken Korbach - Brilon Wald, Korbach - Marsberg und Korbach - Bredelar. Die Bahn wurde auf Anraten der Untersuchungskommission in Brilon Wald an die obere Ruhrtalbahn angeschlossen, so dass Marsberg die Bedeutung als Streckenknoten leider nicht zu teil wurde.

Der Rückbau:

Im Jahr 1984 wurde im Zuge der Umstellung auf eingleisigen Betrieb (18.07.1984) aus dem Bahnhof Westheim eine einfache Haltestelle. Auch alle Schrankenposten verschwanden in den folgenden Jahren und damit einige Arbeitsplätze.

Die heutige Strecke:

Der Bahnhof (Haltestelle) Westheim liegt am Kilometerstand 273.19 auf einer Höhe von 226 Metern.
Von Westheim in Richtung Osten führt die Bahn über Wrexen nach Scherfede. Dort zweigt eine Strecke nach Beverungen über Nörde ab. Auf diesen Gleisen fuhren früher D-Züge vom Ruhrgebiet nach Berlin. Die eigentliche Strecke geht über Warburg nach Kassel weiter.

 

Literaturverweis:

Eine Eisenbahn "über oder neben Brilon"
Klemens Wiesemann
50 Seiten; erschienen 1998 beim Briloner Heimatbund e.V.

Die Eisenbahn im Altkreis Brilon
Josef Högemann
328 Seiten; ISBN: 3922657702 ca. 35€

Quelle:
Westheim.org

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